Als gewählter politischer Behörde wäre es dem Gemeinderat gut zu Gesicht gestanden, die fragen nach dem Polizeieinsatz am SVP "Familien-Fest" politisch zu beantworten - insbesondere was die
Verhältnismässigkeit des Einsatzes angeht. Stattdessen drückt er sich um eine Bewertung und argumentiert, wie wenn der Gemeinderat ein reines Jurtistengremium wäre...
Ich für meinen Teil hielt den Einsatz in vielen Teilen für übertrieben - vor allem da, wo Leute auf reinen Verdacht, sie könnten was gegen die SVP-Demo haben abgeführt oder verwiesen
wurden.
Da mutet die Empfehlung des Gemeinderates, man solle doch auf Kantonaler Ebene gegen das Vorgehen der Polizei klagen, wenn es einem nicht passe, eher etwas weltfremd an. Zumal es die
Aufgabe des Gemeinderates wäre, dass sich alle Leute in Bern wohlfühlen. Was nützt mir im Nachhinein die Gewissheit, dass ich in der Stadt hätte sein udn einkaufen dürfen?
Damit zeigt sich, dass die Schätzungen, die damals von Medienschaffenden angestellt wurden, einigermassen gestimmt haben. Laut Interpellationsantwort hat die Kantonspolizei Bern an jenem Tag 9416 Stunden für diesen Einsatz aufgewendet. Dazu kommen 4728 Stunden, die von Polizistinnen und Polizisten geleistet wurden, die aus anderen Kantonen beigezogen wurden. Inbegriffen sind dabei An- und Abreise. Gekostet hat der Einsatz rund 1,2 Millionen Franken.
Keine Abstriche in der Stadt Bern
Der Polizeieinsatz im Rahmen des SVP-Festes auf dem Bundesplatz, an dem rund 6000 Personen teilgenommen hatten, ist Bestandteil des Ressourcenvertrages der Stadt Bern mit dem Kanton Bern. Das heisst, der Stadt entstanden aufgrund der im Vertrag vereinbarten Pauschalabgeltung keine Zusatzkosten. Das bedeutet auch, dass die geleisteten Polizeistunden keine Abstriche der Polizeiarbeit in der Stadt Bern zur Folge haben werden.
«Gemeinderat hat sich gedrückt»
All die Stunden würden letztlich wohl die Überzeitkonten der Kantonspolizei belasten, sagte der Berner Stadtrat und Erstunterzeichner der Interpellation Manuel C. Widmer (GFL) gestern auf Anfrage. Die Antworten der Stadtregierung auf seine Fragen zum Polizeieinsatz an jenem Septembersamstag vermögen ihn aber nicht durchwegs zu befriedigen.
Bei der Frage nach der Verhältnismässigkeit des Einsatzes und der getroffenen Massnahmen hätte er vom Gemeinderat «politische Antworten erwartet und nicht bloss legalistische». Widmer hatte in seinem Vorstoss den Umstand angesprochen, dass Leute damals angeblich nicht in die Innenstadt vorgelassen wurden, nur weil sie «komisch auf dem Platz rumgelaufen» seien. Diese «offizielle» Begründung stand laut Widmer auf einem Festhalteprotokoll der Polizei. Vom Gemeinderat wollte Widmer wissen, ob eine solche Begründung ausreiche für die getroffenen Massnahmen.
In der Tat wird der Gemeinderat in seinen Antworten nicht sehr konkret. Er verweist auf diverse Artikel im Polizeigesetz und in der Strafprozessordnung. Falls jemand der Ansicht sei, eine polizeiliche Massnahme sei zu Unrecht erfolgt, schreibt der Gemeinderat, könne diese Person «das polizeiliche Verhalten durch die Justiz überprüfen lassen». Zu diesen Themen hätte er mehr erwartet, sagte Widmer gestern. «Da hat sich der Gemeinderat gedrückt.»
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u=734929 (Sonntag, 21 April 2013 15:05)
This is an excellent post! Thanks for sharing with us!