«We z’Bärn öpper Kultur macht, chunnt meischtens nume d’Polizei», singt das Kulturaushängeschild Nr. 1 der Bundesstadt im Lied «Hansdampf» in den ausklingenden 80er-Jahren. Damals, so das Gefühl aus der Distanz, da wurde noch um Kultur und Räume gekämpft, gestritten, demonstriert. Kultur war auch Auseinandersetzung – ein nicht illegales Konzert in einem nicht besetzten Haus schon fast Establishment.
Fast 30 Jahre später brennt der Himmel nicht mehr über dem Gaswerkareal, ausser vielleicht am 1. August. Ja, der Himmel hängt vielleicht sogar ein bisschen schief. Nicht nur über der damals besetzten «Dampfere», die ihren letzten Polizeibesuch wohl auch schon länger hinter sich hat.
Trotzdem gehören Kantons- und Gewerbepolizei immer noch zu den häufigeren Kulturgänger/innen. Herr Wüeterich (vor Wut ausser sich) heisst jetzt Müller (oder Meier) und sorgt nicht nur dafür, dass die Damen und Herren in den blauen Uniformen regelmässig Kulturorte besuchen (müssen). Heute sorgen die Wutbürger gleich für die Schliessung derselben. Zu laut, zu wirbelig, zu viele Leute (ja, Kultur hat ein Problem, wenn sie keine Leute anzieht, aber auch grosse Probleme, wenn die Leute kommen), zu lebendig!
«Z’Bärn diskutiert me gärn u grad über Kultur u de chöme si drhär. Politiker u d’Vereine u mängisch […] sogar dr Kultursekretär …» Da allerdings hat Kuno Lauener die Zukunft nicht ganz vorausgesagt – finden Diskussionen über Kultur(politik) in der Hauptstadt doch erst seit kurzem in einem ernsthaften Rahmen statt. Nach dem Verschwinden von Sous Soul, Wasserwerk und Co. sah der Stapi noch keinen Anlass, «z’diskutiere», weil ja Nachtleben mit Kultur nichts zu tun hat – bis der Druck von aussen zu gross wurde. Analogien zur eben angelaufenen Kulturdebatte sind kaum zufällig.
«Bärn isch e alti Maschine wo louft u louft …» Offensichtlich läuft diese Berner (Kultur-)Maschine seit Jahren im Kreis. Viel weiter als beim Erscheinen des eingangs zitierten Albums (Vinyl!) scheinen wir kaum zu sein. Bleibt zu hoffen, dass irgendwann ein von Müller oder Meier gerufener Polizist uns aus dem Kreisel winkt. Bern hätte es verdient, dass man bald einmal hört: «I cha nid gloube was i gseh, wüus das z’Bärn gar nid git…»