"Über allen Gipfeln ist Ruh'?" - Goethes Gedicht als Guideline für Ballenbern?

Über allen Gipfeln ist Ruh‘. In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch…» Goethes Gedicht als Guideline für die Ruheklager?


Seit ein paar Jahren reisen sie nach Bern, nisten sich ein, vermehren sich im Dunkeln und treten meist nur anonym an die Öffentlichkeit: Die Ruhe-Fanatiker. Ihnen sind spielende Kinder genau so ein Gräuel wie die Musik von der Strasse, lachende Menschen unter dem Fenster oder singende Fans an einem Fussballspiel. Sie be- und verklagen Beizen, Stadien, Spielplätze, Schulgelände, Kulturinstitutionen, Quartierfeste, Klubs oder gar das Buskers oder die Fasnacht.


Das kleine Stadion Spitz und die alte Feuerwehrkaserne liegen beide im vorderen Breitenrain – unmittelbar an der viel befahrenen Viktoriastrasse. Beide kämpfen im Moment gegen Klagen einiger weniger Anwohner mit grossen Auswirkungen für viele. Es sollen der Spielbetrieb mit Publikum des FC Breitenrain und die Zwischennutzung der alten Feuerwehrkaserne durch Bars, eine Schnapsbrennerei oder eine Ölmühle verhindert oder aus der Stadt verbannt werden.


Immer häufiger diktiert eine kleine Minderheit der Gesellschaft mit juristischen Mitteln ihre Vorstellungen und Werte. Der beliebte und gut frequentierte Klub Sous Soul musste Ende 2012 wegen des Ruhebedürfnisses einer mittlerweile schweizweit bekannten Frau Müller die Tore für immer schliessen. Eine Person gegen hunderte Klubbesucher, Kulturgeniesser und Nachtschwärmer. Es reicht, laut der nationalen «Umwelt»gesetzgebung, dass jemand sich «individuell gestört» fühlt. Es bleibt die Randnotiz, dass besagte Frau Müller kurz nach ihrem «Sieg» über das Berner Nachtleben aus Wohnung und Stadt wegzog. Das Sous Soul (das als Klub unter anderen Namen seit den 60er Jahren da war) blieb – zu…


Nun schiessen die Müller/innen wie schwerverdauliche Pilze aus dem Boden und klagen sich die Welt zurecht. Und weder die Stadt noch die zuständigen Behörden reagieren adäquat. Man müsse Verständnis haben, wird ins Feld geführt, die Stadt gehöre auch diesen Leuten, Schlafen sei ein legitimes Bedürfnis und Ruhe ein anerkannter Gesundheitsfaktor.


Alles klar – aber habt ihr da nicht was vergessen? Bern ist eine Stadt! Eine Hauptstadt! Kein Schlaf-Vorort für Pendler, kein Vorderfultigen mit Wochenendstöckli, kein Heidiland oder Blausee. Bern ist auch ein Ort, wo Leute lachen, spielen, trinken, festen & feiern, geniessen, kicken, sich versammeln, jung sind, ausgehen, essen, Rollbrett fahren, flanieren wollen. Und ja, all das macht Geräusche, laute Geräusche vielleicht. Wer aber spielende Kinder, lachende KulturgängerInnen, singende Fussballfans und diskutierende Menschen im Garten als Lärm abtut, wer Musik jedwelcher Prägung als Belästigung empfindet, der ist in der Stadt am falschen Ort.


Wer in der Stadt Lärm- und Lebensverhältnisse wie in Rüeggisberg fordert, ist hier ebenso am falschen Ort wie StadtbewohnerInnen, die auf andere keine Rücksicht nehmen wollen oder können. Es braucht einen Konsens, einen Ausgleich, ein Kommittent zum Miteinander.


Davon entfernen wir uns aber immer mehr, wenn Minderheiten ihre Interessen und Weltanschauungen fast ohne Einschränkung einklagen können – und, wie aktuell, immer die eine, gleiche Seite gewinnt. So wird die Hauptstadt zur Schlafstadt, die City zum Ballenbern mit einem Leben von 06.00 bis 18.00. Es braucht einen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen. Und es gibt einen Unterschied zwischen der Aarbergergasse und der Dorfstrasse in Allenlüften – und der darf auch gelebt werden.


Bringen wir diesen Konsens über urbanes Leben nicht zu Stande, erfüllt sich Goethes Gedicht für die Laubenstadt: «Warte nur – balde ruhest du auch…»   


Kolumne im Journal B vom 21.08.15


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Kommentare: 1
  • #1

    dierck von hildesheim (Samstag, 22 August 2015 12:37)

    servus manuel,

    ein wunderbarer, bissiger, humorvoller beitrag zum "sta(d)ttleben". -
    wie mann das ja von dir erwarten darf.
    ich selbst habe mich ich unterhalb des schlosses z'koeniz zurückgezogen -
    als alter sack.
    ja, und auch ich hoere hier gott-sei-dank das kinderlachen von der
    gasse, manuel - also: leben!
    für den lebenstotenrest: es hat da ein beerdigungsinstitut gleich beim
    münster.

    d*

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