Irgendwie schade, sind Schulen keine Fluglinien… (Gedanken zur Schul-Wiedereröffnung)

Ja, ich habe Angst. Angst um meine KollegInnen, die ab Montag wieder vor  Teilen Ihrer Klassen und ab Mittwoch wieder in überfüllten Schulzimmern stehen (müssen). Angst, weil eine Woche vor dem Start noch so gut wie nichts klar ist. Und ein „Gjufu“ (ein Gehetze) ist immer der kleine Bruder der Fahrlässigkeit. Es besteht die Gefahr, dass „Wie“ zu weit hinten anstehen muss.
Lehrpersonen haben jetzt noch eine Woche Zeit, parallel zum (äusserst fordernden) Fernunterricht, der ja diese Woche auch stattfinden muss, das Re-Opening der Schulen zu planen. Stand heute ohne konkretes Wissen um Vorgaben, die es einzuhalten gilt.


Klar ist, dass wenig klar ist. Sicherheit wird mit einem Hygienekonzept suggeriert, für dessen Einhaltung – Tadaaaa! – auch und vor allem die Lehrpersonen zuständig sind. Parallel zum Unterricht. Zu einem Unterricht, nota bene, in dem die Kinder keinen Abstand zueinander halten – die Lehrperson aber angehalten ist, zu den SchülerInnen zwei Meter Abstand zu halten. Wer schon mal in einem Schulzimmer gestanden hat, weiss, dass Herkules‘ Aufgaben dagegen ein Ponyhof waren. Mit Einhörnern. Und Regenbogen.

 

Die Schulen werden geöffnet, weil in der Schweiz die Kinder nicht „Treiber der Epidemie“ sind. Wird gesagt. Belegt werden kann das im Moment genau so wenig wie das Gegenteil. Eine nicht besonders vertrauenerweckende Faktenlage für jene, die bald mit einem spielenden, herumtobenden, sich berührenden, abklatschenden, umarmenden, prügelnden Haufen „Nichttreiber“ ein Klassenzimmer teilen dürfen. Teilweise eine Lehrperson und 28 Kinder auf 50m2. Parlamentssitzungen, Einkaufen, Essen gehen wären unter diesen Umstanden verboten…
Nein – ich hege kein Misstrauen gegen die Behörden und Experten. Ich vertraue gerne Zahlen und Fakten. Ich finde auch nicht, das vor einem brennenden Haus zuerst demokratisch über die Löschmassnahmen diskutiert und abgestimmt werden muss. Dafür ist nach der Löschung mit Blick auf den nächsten Brand Zeit genug. Ich habe die Schritte und Anweisungen stets unterstützt, weil sie dem Schutz von Leben und Menschen dienen. Und ich tue dies auch weiter…

 

Da tut sich nun ein Konflikt auf. Denn ich bin nicht sicher, dass die gewählte Form der Schulöffnung dem Schutz des Lebens – dem Schutz der Lehrpersonen dient. Und jenem der Eltern der Kinder.
Physical Distancing (eine Lehrperson kann und darf sich nicht sozial distanzieren) hätte – zumindest in einer Anfangsphase – in den Schulen weiter gelebt werden müssen. Nicht nur, damit die Kinder nicht mit zweierlei Massstäben leben lernen müssen. Eine unheimlich hohe Anforderung an die Kleinsten der Gesellschaft. Aber auch, die Lehrpersonen und deren Angehörige genauso zu schützen wie die Eltern und Grosseltern der Kinder.
Unterricht in Kleingruppen, in Teilen der Klassen, wäre dem entgegengekommen. Mit fünf bis maximal zehn Schulkindern in einem Zimmer wären Abstandsregeln und Unterricht vereinbar gewesen. Nicht bloss für zwei Besänftigungstage. Im Minimum bis Pfingsten. Besser noch länger.

 

Dieser Entscheid ist in meinen Augen einer der ersten in der Corona-Krise, der nicht wissenschaftsbasiert, sondern politisch motiviert gefällt wurde. Und mit anderen Massstäben als zum Beispiel in der Diskussion um den Lockdown der Wirtschaft.
Um die Wirtschaft zu stützen wird richtigerwiese tief in die Taschen gegriffen. Mit so viele Nullen rechnen die SchülerInnen erst in der Oberstufe oder in der Sek 2. Wenn es aber um die Schule geht, um die Bildung, um die Sicherheit der Lehrepersonen, dann ist niemand bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Ein langsameres, sichereres Hochfahren der Bildungsinstitutionen hätte gekostet. Sogar einiges.
Ja, vulnerable Lehrpersonen können – wie SchülerInnen mit Vorerkrankungen oder Eltern mit solchen – können zu Hause bleiben. Das heisst aber erstens irgendjemand den Unterricht der gefährdeten Lehrpersonen übernehmen muss. Und zweitens, dass jemand die Kinder, die zu Hause bleiben müssen, adäquat unterrichten muss. Dafür braucht es vor allem eines: Lehrpersonen!

 

Schon vor 8 Wochen war es unheimlich schwierig, eine Stellvertretung zu rekrutieren. Das Schlagwort „Lehrermangel“ ist von letztem Sommer und die Situation hat sich seither kaum entspannt.
Ressourcen heisst das Zauberwort. Die Schulen brauchen jetzt Ressourcen! Finanzieller Natur – und natürlich personeller Natur. Und das schnell! Wir haben noch eine Woche Zeit!


„Das ist unmöglich“ ist kein Argument. Vor 8 Wochen war es auch noch unmöglich, das alle Restaurants schliessen, dass man nicht mehr zum Haarescheiden gehen darf und #stayathome ein Trendhashtag wird. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Wenn’s um die Schule geht, dann ist man eher in der Kategorie „Das geht dann schon irgendwie…“ Die eierlegende Wollmilchsau Lehrperson bringt das schon alles irgendwie unter eine Hut. Es geht schliesslich um die Kinder. Da kann man doch nicht „Nein“ sagen. Sonst ist man in falschen Beruf.

Also gibt der Bund an den Kanton weiter, der Kanton an die Gemeinden, diese an die Schulkommissionen und am Schluss müssen die Schulleitungen zusammen mit dem Lehrkörper „das Ding zum Laufen bringen.“

 

So kann man es sich auch sparen, nach anderen Lösungen zu suchen. Wie wäre es denn gewesen, wenn man die beiden letzten Jahrgänge aus der PH in die Schulzimmer geholt hätte. (Abschluss-) Praktikum im konkreten Einsatz. Entlastung der Lehrpersonen mit gleichzeitigem Lernen der PH-AbsolventInnen.
Mit dem Projekt WIN3 hatte man in den letzten Jahren SeniorInnen in die Schulstuben geholt. Das geht aus bekannten Gründen im Moment nicht (mehr). Aber gibt es andere Gruppen von Menschen, die temporär zur Entlastung beitragen könnten? SportstudentInnen im Turnen? GastronomInnen im Koch- und Hauswirtschaftsunterricht? Lernbegleitung durch den gemeinnützigen Verein, der die „Aufgabenhilfe“ organisiert? …

 

Aber das alles kostet. Genauso, wie man jetzt SchülerInnen, die zu Hause bleiben, mit der notwendigen Technik für Homeschooling ausrüsten muss – genauso wie die Lehrpersonen, die diese unterrichten werden.
Unterricht in kleineres Gruppen hätte es auch erlaubt, dass die Kinder mit besonderen Bedürfnissen – deren Situation von Befürwortern einer schnellen Schulöffnung (zurecht) immer wieder ins Feld geführt wurden – gezielt und von den zuständigen Fachpersonen gezielt hätten betreut werden können. Der Ressourcenmangel wird vielerorts aber dazu führen, dass IF-Fachkräfte als Stellvertretungen eingesetzt werden (weil sie die Klassen und den Stoff kennen) – dann aber den Kindern fehlen, die sie brauchen…

 

All‘ diese führen dazu, dass ich mir Sorgen mache. Das ist – wie mir angekreidet wurde – nicht sonderlich konstruktive. Aber muss es das sein? Darf ich erst Kritik äussern, wenn ich alle Probleme, die ich kritisiere, auch gelöst habe? Wenn dem so wäre, müsste der Politbetrieb in der Schweiz sofort eingestellt werden. Oder?
Es bleibt die Hoffnung, dass meine Ängste um die Gesundheit meiner Berufs-KollegInnen unbegründet sind. Die Ängste um meine Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sich als gegenstandslos erweisen. Dass die Lehrpersonen den gewaltigen Ansprüchen, die gerade an sie gestellt werden - einmal mehr - mehr als gerecht werden können, ohne den Spass an der Arbeit zu verlieren. Ohne auszubrennen. Dass sie den Mut und das Vertrauen nicht verlieren. Und dass sie gesund aus dieser Krise finden und irgendwer auf einen Balkon steht und auch ihnen den wohlverdienten Applaus zukommen lässt. Schliesslich sind sie grad unfreiwillige TeilnehmerInnen in einem nicht ungefährlichen mehr oder weniger wissenschaftlichen Versuch.

 

Und irgendwie schade, sind Schulen keine Fluglinien… ;-) 

Links

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auf Smartvote
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im Internet
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